Der echte Winnetou
„Wow! Was für ein Mann!“ Es gibt Tage, da wünscht man (Frau) sich, sie wäre auf der Stelle 20 Jahre jünger, 25 Kilo leichter und hätte sich morgens für Make-up und Frisur im Badezimmer wenigstens eine halbe Stunde länger Zeit gelassen. Heute ist so ein Tag. Er betritt den Laden mit Schwung und Eleganz – ein Gentleman von Kopf bis Fuß. Sein Gesicht kommt mir bekannt vor und in den hinteren Regionen meines Erinnerungsvermögens dämmert mir, woher ich ihn kennen könnte. Im lockeren Gespräch stellt sich heraus, dass er tatsächlich ‚auf der Bühne‘ arbeitet, also zum Ensemble der Darsteller bei Elspe-Festival gehört. Na klar, in der Zeitung habe ich ihn schon mal gesehen und letztes Jahr bei der Aufführung! Ein netter Kerl, überaus sympathisch! Wir sprechen über seine Arbeit während der Saison im Sauerland, über das Temperament der Sauerländer an sich und noch mehr. Sein Blick fällt auf den Roman vom Ackerschnacker. – „Haben Sie das geschrieben?“ – „Ja.“ – Nirgendwo werden die Sauerländer so gut beschrieben wie in diesem Buch! Ich erkläre ihm, dass ich mir als gebürtige Rheinländerin auch nach 31 Jahren im Sauerland zwar immer noch ein wenig den Blick von außen bewahrt habe, aber inzwischen unheimlich gerne hier lebe. Er mag es auch, das Sauerland. Und deshalb nimmt er für sich selbst noch ein Exemplar von ‚Ackerschnacker 1-1-6 Mooosebolle?!‘ mit. Damit will er sich das Sauerländer Feeling im Herzen bewahren, auch wenn die Spielsaison bald zu Ende ist und er wieder in anderen Regionen Deutschlands unterwegs ist. „Viel Spaß beim Lesen und weiterhin viel Erfolg, Herr Birkholz!“ – „Gleichfalls, das wünsche ich Ihnen auch, Frau Vogt!“ – „Wer war das?“ möchte meine Schwiegermutter wissen. „Das war Jean-Marc Birkholz, Oma. Er spielt in dieser Saison in Elspe auf der Bühne den … Winnetou …. !“ – Ach du liebe Güte! Winnetou spielt nicht nur in Elspe auf der Bühne eine große Rolle; Winnetou findet auch in meinem Buch vom Ackerschnacker ein paar Mal seine heitere Erwähnung. Mein Buch ist Sauerland durch und durch und ebenso eng mit dem Sauerland verknüpft sind nun mal Winnetou und Old Shatterhand. Die beiden gehören hierher wie der Meister Eder und sein Pumuckel nach München oder Heidi und der Alm-Öhi in die Schweizer Alpen. Deshalb hatte ich seinerzeit Winnetou in meine Geschichte aufgenommen. Auf Seite 205 erinnert sich selbst die kölsche Dolores an ihren ersten Besuch als Kind auf der grandiosen Freilichtbühne in Elspe mit den Worten: „Lur ens, doa ham’mer d’r äschte Winnetou om Pärd jesinn!“ Sieh mal an, da hatte sie den echten Winnetou auf einem Pferd gesehen! Ja, liebe Dolores – da hättest Du heute früh bei uns sein sollen. Der echte Winnetou war hier – und wenn er das Buch liest, dann wird er Dich sogar noch persönlich kennenlernen, woll?!
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