Meine Lieblingsleserinnen!

Normalerweise spricht der Leser von seinem ‚Lieblings-Autor‘. Umgekehrt geht es aber auch: Ich habe  absolute ‚Lieblings-Leserinnen‘ und ich bin sehr stolz darauf. Es sind zwei ältere Damen. Die eine Dame ist mittlerweile über 90 Jahre alt und aufgrund einer Augenerkrankung fast erblindet. Sie lässt sich aber täglich von ihrer Betreuerin aus meinen Büchern vorlesen. Die Dame liegt dann mit geschlossenen Augen auf der Couch und genießt es, den Geschichten zu lauschen. Wie in einem Film ziehen die Bilder dabei vor ihrem inneren Auge entlang . Die Dame, die zu ihrer Betreuung ins Haus kommt, hat eine schöne Stimme und kann wunderbar vorlesen. Deshalb kommt nun auch fast jeden Nachmittag eine Freundin der alten Dame hinzu und das Kopfkino der Damen startet. Mittlerweile können die Drei das kleine Sauerländer Märchenbuch, den nackten Fritz und das SaTierische vom Lande auswendig. Weihnachten ist vorbei und meine Weihnachtsgeschichten haben bis zum Jahresende Pause. Um so größer war die Freude, als die Betreuerin heute Morgen ins Geschäft kam und freudig ausrief: „Der Ackerschnacker ist endlich da! Wunderbar!“ Sie war die Erste, die ein Exemplar von Stapel nahm, denn ich hatte erst gerade einmal 5 Minuten zuvor die Bücher ausgepackt. Unmittelbar darauf kam meine zweite Lieblings-Leserin. Auch sie ist schon ein gutes Stück über 80 Jahre alt, aber recht fit und fährt sogar noch mit dem eigenen Wagen. Ich hatte sie vor Weihnachten schon längere Zeit nicht mehr gesehen und fürchtete, sie hätte gesundheitliche Probleme. Ihr Urteil zu meinen Geschichten ist mir immer sehr wichtig, denn sie ist Sauerländerin durch und durch. Ein Mensch mit ‚totgutem Herzen, aber immer strack weg‘, d.h. wenn ihr etwas nicht passt, dann sagt sie es sofort. Bisher hatte ich ihr immer vorab meine Manuskripte in die Hand gegeben und um ihr ehrliches Urteil gebeten. Das war beim Projekt Ackerschnacker leider nicht möglich, weil sie eben längere Zeit nicht im Laden war. Umso größer war ihre und meine Freude heute Morgen. Ich gab ihr eine kurze Leseprobe und mit einer kleinen Träne im Auge stellte sie fest, dass sie mit Luise Lüsebrink sehr viel gemeinsam hat.

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