Was er nicht weiß. macht ihn nicht heiß!

Eine starke Einschränkung  oder gar der totale Verlust eines Sinnesorgans ist ausgesprochen bedauerlich. Für denjenigen, der noch alles problemlos hören, sehen, riechen oder schmecken kann, ist die gestörte Form der Wahrnehmung sicherlich kaum vorstellbar. Trotzdem kann es unter Umständen das Leben aber auch vereinfachen – und das gilt für den Menschen ebenso wie für das Tier.

Dackel Walter ist mit seinen 15 Jahren vermutlich schon ein gutes Stück über den Zenit seines Hundelebens hinausgegangen. Das sieht man ihm mittlerweile auch an: die kurzen Beine stehen in der dackeltypischen O-Beinstellung, der Rücken scheint etwas länger geworden zu sein und hängt dafür ein wenig durch. Vermutlich sorgt sein kleines Trommelbäuchlein für eine erhöhte Erdanziehungskraft. ‚Sausage-Dog‘ nennt man dies so treffend im anglophilen Sprachgebrauch – ein ‚Würstchendackel‘. Der Dackelbart und die Augenbrauen haben um ein beeindruckendes Maß an Länge und Wuscheligkeit zugenommen. Dafür sind seine früher üppigen, an Atze Schröder erinnernden Locken auf dem Kopf ausgefallen und ein paar fummeligen, undefinierbaren Fusseln gewichen. Sein Gebiss beweist ordentlich Mut zur Lücke. Neulich ist ihm sogar beim kräftigen Niesen sogar ein Zahn aus dem Maul geschleudert worden. Ich weiß nicht ob es ihn wirklich stört, aber vermutlich macht sich Walter um solche kosmetischen Mängel keine großen Gedanken. Den Kauknochen bearbeitet er seitdem problemlos von der anderen Seite her.

Doch nun zur der gestörten Sinneswahrnehmung: Man darf davon ausgehen, dass er es selbst nicht mehr riechen kann, denn  …  er riecht. Leider nicht nur, wenn er nass ist. Würde er noch gut riechen können, dann würde er sich vermutlich selbst nicht mehr mögen. Der Teelöffel voll Leberwurst, der als Trägermaterial für seine täglichen Medikamente dient, produziert in dem kleinen Trommelbäuchlein enorme Mengen an Faulgasen. Walter entlässt sie wohldosiert über den Tag und die Nacht verteilt mit einem leisen Blubbern. Doch als wahre Tierfreunde lieben wir unseren treuen Gefährten trotzdem. Nur wenn wir Besuch haben und Walter friedlich in der Ecke schlummert, geraten wir ob des olfaktorischen Bombardements hin und wieder in peinliche Erklärungsnot. Und dann gibt es noch ein ganz großes Manko: Walters Welt ist um ihn herum sehr leise geworden. Wenn man etwas von ihm möchte, dann sollte man sich gefälligst bücken, um ihn sanft an zu tippen. Der erstaunte Blick in seinen Augen stellt daraufhin unvermeidlich die Frage: „Waaaas?“

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